Beim letzten Kapellengespräch im Januar begleitete uns das Thema Mystik. Ein grosses Thema, für einen kurzen Abend, aber spannend war es!
Schon bei der Definition des Begriffs «Mystik» merkten wir, dass es gar nicht so einfach ist, dem Thema eine Grenze zu setzen, denn auch die Geisteswissenschaftler der einzelnen Disziplinen tun sich schwer damit. Das Wort selbst bedeutet, je nach Übersetzung und Herleitung, so viel wie «geheimnisvoll, verborgen», «Augen, Mund verschliessen» oder «Geheimnis, Geheimlehre». Es bezeichnet Berichte und Aussagen über die Erfahrung einer göttlichen Wirklichkeit oder die Bemühungen, eine solche Erfahrung zu machen. Wenn man sich diesem Thema annähert, erkennt man schnell, dass man es mit einer religiösen Haltung zu tun hat, die Gott nicht in der Ferne sieht, im Himmel oder im Jenseits, sondern Gott ist der Nahe, der direkt und unmittelbar bei den Glaubenden ist. Himmel und Erde, das Unendliche steht mit dem Unendlichen in Berührung.
Es gibt Momente, in denen Gott die Gnade schenkt, eine Erfahrung dieser Berührung zu machen. Diese Erfahrung wird mit höchster Intensität wahrgenommen, wie ein Stück des Himmels auf Erden, man spricht dann von Unio, der Einung mit Gott. So eine Erfahrung kann innerlich sein oder äusserlich durch eine Vision oder Entrückung. Menschen, denen so eine Erfahrung geschenkt wurde, sprechen in Bildern, durch Poesie, mit Metaphern über diesen Moment, denn diese Erfahrungen gehen über das hinaus, was beschreibbar ist. U
Uns sind schöne Zeugnisse von Mystikern zugänglich, die es wert sind zu meditieren. Darunter Texte von Blaise Pascal, Bruder Klaus, Johannes Tauler oder Meister Eckhart. Nach der theoretischen Annäherung an das Thema sprachen wir in zwei Gruppen über das Gehörte und über die eigene Gebets- und Lebenspraxis. Obwohl der Abend immer länger wurde, nahmen wir uns am Ende noch Zeit zum gemeinsamen Gebet in der Galluskapelle.
Beitrag erstellt: 12. Februar 2025