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Ökumenischer Seniorennachmittag: vom 20. März 2024

Ökumenischer Seniorennachmittag: vom 20. März 2024
Giovanni Segantini – ruheloser Einzelgänger

Welche Überraschung: Statt der üblichen 60 fanden sich fast 90 SeniorInnen aus beiden Kirchgemeinden im Martins-Saal des Pfarreizentrums ein, und dies bei schönstem Frühlingswetter! Lag es am doch nicht so bekannten Namen Segantini? Max Huber ging in seinem Vortrag dem Leben und dem Werk des Malers nach. Ein einfaches Leben hatte Segantini nicht; geboren wurde er 1858 am Gardasee, damals noch österreichisch. Da Giovanni sich nirgends einordnen konnte, landete er in einer katholischen Erziehungsanstalt, wo seine malerische Begabung entdeckt und anschliessend in der Mailänder Kunstschule gefördert wurde. Ein grosses Glück war seine Frau «Bice» Bugatti, die er früh heiratete und die ihn sein ganzes Leben lang mit Verständnis und Geduld begleitete. Nach häufigen Wohnortswechseln übersiedelte die Familie von Italien nach Savognin, wo zahlreiche Bilder mit Berg- und Landwirtschaftsszenen entstanden. Seinen eigentlichen Wirkungsort fand er dann in Maloja im Oberengadin.

Segantini hatte eine spezielle Maltechnik. Mit Strichen und Punkten entsteht in seinen Bildern eine Verschmelzung der Farben. So schafft er diese erstaunliche Helligkeit, die den Menschen in den Bündner Bergen trotz
ihrem strengen Alltag ein Grundvertrauen und eine tiefe Lebenshoffnung verleiht. Viele Themen kommen in seinen Bildern zur Sprache: «Die Frühmesse» – ein Priester auf den Stufen zur Kirche, jene Kirche, die kein Verständnis für Arme hatte. «Ave Maria auf der Überfahrt» – mit vielen Schafen im Boot fahren die Mutter mit dem Kind in den Armen und ihr Mann am Steuerruder über den See – ein wunderbarer Friede! Kühe auf der Alpweide, eine Bauernfrau mit Schlitten im langen harten Winter in den Bündner Bergen; «Baba», die Kinderfrau der Segantinis, die im Engadiner Berglicht Ruhe und Verlässlichkeit ausstrahlt; und dann als eines der Hauptwerke Segantinis die drei Gemälde mit den grossen existentiellen Themen «Werden», «Sein» und «Vergehen», geplant für die Pariser Weltausstellung im Jahre 1900.

Der grosse Erfolg blieb Segantini in seinem kurzen Leben versagt, Geldsorgen plagten die Familie immer wieder, was auch mit seinem nicht unbescheidenen Lebensstil zu tun hatte. Als er wieder auf dem Schafberg ob Pontresina am Malen war, erkrankte er und starb nach fünf Leidenstagen im Alter von 41 Jahren. Beerdigt ist er mit seiner Frau auf dem Bergfriedhof in Maloja mit der Inschrift: «Kunst und Liebe besiegen den Tod». Das 1908 erbaute Museum in St. Moritz erinnert heute noch an diesen grossen eigenwilligen Künstler.

Max Huber konnte für diesen sowohl informativen wie spirituellen Vortrag einen grossen Applaus entgegennehmen. Und inzwischen waren die fehlenden Creme-Schnitten auch besorgt, so konnten alle diese ökumenische Begegnung in froher Gemeinschaft noch bis am späten Nachmittag geniessen.

Matthias Rupper

Beitrag erstellt: 05. April 2024