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Kirchen &
Kapellen

Kirchen und Kapellen machen die oft unsichtbare Gegenwart Gottes sichtbar. Sie laden ein dort Gottesdienst zu feiern, Momente von Ruhe und Stille zu finden, im Gebet zu verweilen und vor allem Gott zu begegnen. Gleichzeitig haben sie natürlich auch kunst- und architekturhistorische Bedeutung und locken so manche Touristen an. Gerade in Arbon steht mit der Galluskapelle ein solches Kleinod, das beides verbindet: einen ganz besonderen Gottesdienstraum verbunden mit einer langen Geschichte.

Wenn Sie möchten, können Sie sich hier ein wenig mehr über unsere Kirchen informieren. 


Pfarrkirche Arbon

St. Martin

Die Pfarrkirche St. Martin in Arbon hat eine sehr lange Geschichte. Sie steht auf den alten Grundmauern des damaligen römischen Castells, das 250-400 n.Chr am gleichen Ort stand. Direkt unter der Kirche lag das alte römische Bad. Schon früh war in Arbon eine christliche Gemeinschaft entstanden. Mit dieser Geschichte ist auch der Heilige Gallus eng verbunden, welcher diese christliche Gemeinschaft sehr ins Herz geschlossen hatte. 
Die frühesten Überreste einer Kirche lassen sich auf ca. 800 n. Chr. beziffern. Danach entstanden weitere Vorgängerbauten, bis ein Teil der heutigen Kirche samt des Glockenturms (als Wehrturm) in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstand. Interessant ist, dass die Kirche St. Martin nach der Reformation bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts von beiden christlichen Konfessionen in Arbon genutzt wurde, bis die reformierte Gemeinschaft in die neu gebaute Kirche auf dem Bergli umzog.

Bis heute ist St. Martin eine der am schönsten am Bodensee gelegenen Kirchen und gehört als fester Bestandteil zur "Skyline" von Arbon. Vor allem dient sie uns als Pfarrei als Gotteshaus in ihrer Schönheit und gleichzeitigen Schlichtheit als wunderbarer Ort, um Gott zu begegnen.   

  • Fundament (auf röm. Bad)
    ca. 300 n. Chr.
  • Vorgänger Bauten
    ca. 800 – 950 n. Chr.
  • Neubau
    12. Jh. n. Chr.
  • Chorraum
    1490 n. Chr.
  • Langhaus
    1788/89 n. Chr.
  • Turm
    1895 n. Chr.
  • Renovationen
    1861-64, 1911, 1951-54, 1986, 1997 und 2014
  • Baustil
    romanisch-gotisch / neugotisch
  • Sitzplätze
    ca. 200
  • Geläute
    Ideal/Parzifalmotiv mit 5 Glocken
  • Besonderheit
    Arboner Kreuz
  • Kirchenpatron
    Hl. Martin (Patrozinium 1285 n. Chr.)

Zeuge der ältesten Kirchengemeinde?

Menschliches Tun und Lassen ist vergänglich, so auch in einer Pfarrei, eine Fussnote der Geschichte vielleicht. Was bleibt sind die Gotteshäuser und ihre Kunstwerke, Zeugen kirchlichen Wirkens und christlicher Kultur über Jahrhunderte, dauerhafte Quellen der Zuversicht und Beständigkeit im Glauben.

Baugeschichte

Einem roten Faden gleich widerspiegelt die Baugeschichte der St.Martinskirche die Vergangenheit unserer Stadt. Archäologische Grabungen während der Innenrenovierung im Jahr 1986 offenbaren bisher unbekannte Erkenntnisse. Die ältesten freigelegten Grundmauern einer Kirche datieren in die Zeit der Karolinger um 850. Ihr folgt ein dreischiffiges Gotteshaus in romanischem Baustil zwischen 950 und 1150. Der dritte Kirchenbau – nach 1150 – hält sich an die Architektur der Gotik. Zwei innere Säulenreihen teilen das gegenüber dem heutigen um mehrere Meter kürzere Langhaus ebenfalls in drei Schiffe. Von ihm ist der massive untere Teil des 1457 vollendeten Glockenturms erhalten geblieben, ebenso der spätgotische Chor aus dem Jahr 1490. Fachleute bezeichnen ihn als den schönsten seiner Art im Thurgau.

Zeugnisse aus dem 6. Jh

Schon Jahrhunderte zuvor bezeugen Dokumente eine christliche Gemeinschaft mit Seelsorger und Gotteshaus in alemannischer Zeit. Auf der berühmten Gürtelschnalle aus der Zeit um 600, ein Fund auf dem um 1900 entdeckten Gräberfeld an der Römerstrasse – ausgestellt im Historischen Museum Schloss Arbon – sind christliche Motive eingraviert. Zudem bauen die Gläubigen ihre Kirche kaum zufällig just über dem spätrömischen Kastellbad. Man weiss, dass früheste Pfarreien verlassene geräumige Römerthermen als Versammlungslokale benützen. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts erklärt Kaiser Theodosius das Christentum zur Staatsreligion im Römerreich. Die Vermutung liegt deshalb nah, dass die Keimzelle unserer Pfarrei, die nach dem Abzug der Römer um 420 unter der so genannt heidnischen alemannischen Herrschaft erstaunliche Toleranz erfährt, im spätrömischen Kastell Arbor Felix liegt. Zudem steht die Kirche innerhalb des Kastellareals. Der Heilige Martin, Patron der Pfarrkirche, dient als römischer Offizier in der Provinz Gallien, ehe er um 360 als Gründer des ersten Klosters im Abendland in Ligugé und Bischof von Tours Kirchengeschichte schreibt.

Das 18. Jahrhundert

Die heutige Kirche 1787 bis 1789 erbaut, weihen die Gläubigen beider Konfessionen ihre neue Kirche am 29. September 1789 ein. Aus Pfarrer Zülligs Studien: Die feierliche Einweihung der Kirche nach katholischem Ritus wurde vom Weihbischof von Konstanz, Wilhelm Leopold Freiherr von Baden, vorgenommen, zugleich mit der Consecrierung der 3 Altäre und zwar des Hochaltars zu Ehren des heil. Martinus, des links zu Ehren der Muttergottes, des heil. Johann von Nepomuk und des heil. Anton von Padua und des rechts zu Ehren des heil. Gallus und heil. Karl Borromäus. Bei diesem Anlasse wurden circa 1300 Personen gefirmt. Mangelhafte Reparaturen, endlose Diskussionen zwischen den Konfessionen, Gerangel um die Verteilung der Kosten prägen die jahrelange Vorgeschichte der neuen Kirche. Namhafte private Geldspenden erleichtern schliesslich den Entscheid zum Bau. Den Erhalt des prächtigen Chors verdanken wir dem Spargeist der Evangelischen, die sich zudem weigern, ihren Friedhof zu Gunsten des geplanten grösseren Chors zu verkleinern.

Spätere Reparaturen

Verschiedenen Reparaturen im 19. Jahrhundert folgen dann zwei markante Veränderungen: 1895 erhält der Turm – nach dem Abbruch des bisher als Glockenstuhl dienenden Holzgadens – den heutigen Aufbau im neugotischen Tudorstil sowie fünf neue Glocken (Gesamtgewicht 7396 Kilo). 1952 und 1953 folgt unter Pfarrer Josef Hofmann eine mutige Totalrenovierung. Das Kircheninnere wird radikal ausgeräumt. Die neue künstlerische Ausstattung entspricht dem Zeitgeist der 1950er Jahre. Das schlicht gestaltete Langhaus erinnert an die Jahrhunderte der gemeinsamen Nutzung mit den evangelischen Gläubigen. Nach der Erneuerung des liturgischen Mobiliars nach den Grundsätzen des zweiten Vatikanischen Konzils erfolgt 1986 unter Pfarrer Josef Frei eine behutsame Innenrenovierung. An sie halten sich die Kirchenvorsteherschaft, Planer und Handwerker bei der in diesen Tagen abgeschlossenen Erneuerung.

Hans Geisser – Quelle: Kirche St. Martin Arbon - Innenrenovation 2014

zum Weiterlesen

pdfSt. Martin - Baugeschichte und Kunst (Vortrag v. Hans Geisser 2012) 

Denkmalpflegerischer Bericht 2014

Restaurierungszyklen

Bei kirchlichen Bauwerken ergibt sich erfahrungsgemäss etwa alle 30 bis 50 Jahre das Bedürfnis nach einer gründlichen Auffrischung oder Restaurierung. Während im Barock und im 19. Jahrhundert in unserer Region oft grössere bauliche Veränderungen an der Hülle von Sakralbauten erfolgten und im 20. Jahrhundert einige Kircheninnenräume radikal «purifiziert» wurden, steht heute die Pflege des wertvollen Bestands der Architektur und der Ausstattung im Vordergrund der baulichen Zyklen. Dies gilt auch für die jüngsten 2013 und 2014 in der Arboner Pfarrkirche St.Martin durchgeführten Arbeiten, die nach umsichtiger Planung und in Begleitung durch die zuständigen Mitglieder der Kirchenvorsteherschaft von allen beteiligten Unternehmern behutsam ausgeführt wurden.

Pfarrkirche mit prägender Erscheinung

Die heutige Gestalt von St.Martin widerspiegelt die verschiedenen Etappen der Baugeschichte: Der zum See orientierte feingliedrige spätgotische Chor bildet aussen und innen einen deutlichen Kontrast zum 1786 bis 1789 neu aufgebauten, grossen in seiner Erscheinung jedoch schlichten Kirchenschiff. Der Schaft des strassenseitig ursprünglich freistehenden mächtigen Turms geht auf das späte 15. Jahrhundert und wurde 1895 mit einem neuen historisierenden Aufsatz versehen. Als letzte grössere Veränderung wurde 1911 die den Turm und das Schiff verbindende Säulenhalle angelegt. Damit wird der Kirchenvorplatz zweiseitig gefasst. Das Innere erfuhr besonders im Bereich des Schiffs mehrere radikale Änderungen der Ornamentik. So wurden etwa die neugotischen, bei der Umgestaltung durch Architekt Johann Joachim Brenner eingebrachten Elemente bei der Restaurierung von 1951 bis 1954 zugunsten einer lichteren farblichen Raumstimmung und schlichteren Ausstattung aufgehoben.

Auffrischung des Innenraums

Die nun ausgeführten Arbeiten hatten neben der Reinigung der Oberflächen und der Instandstellung der Ausstattung das Ziel, allfällige Schäden der inneren Raumschale zu identifizieren und fachgerecht zu beheben. Im Vordergrund standen dabei der sorgsame Umgang mit dem Bestand und wohlüberlegte Entscheide in Bezug auf nutzungsbedingte Eingriffe an der Ausstattung und Technik. Erfahrene Fachspezialisten der Firma Fontana & Fontana führten die komplette Trockenreinigung der Oberflächen in Schiff von einem Hebekran mit Arbeitskorb aus. Die stabilere Eingerüstung des Chors ermöglichte eine vertiefte Ermittlung der Schadenssituation und eine Überprüfung des Bestands der Fassungen an den Schlusssteinen und Rippenbögen durch die Restauratorin Doris Warger.
Stefan Trümpler, Experte am Vitrocentre Romont, kontrollierte die Glasmalereien und Verglasungen. Seine Untersuchung bestätigte den allgemein guten Zustand der Fenster und ergab, dass vor allem Reinigungs- und kleinere Wartungsarbeiten erfolgen sollten. Einige Massnahmen werden erst mit der Aussenrestaurierung umgesetzt werden. Die starke Frequentierung des Chors und der Podeste bei der Mensa und den Seitenaltären verlangte nach einem gewissen Ausgleich der verschiedenen Niveaus der Sandsteintreppen. Um die Unfallgefahr weiter zu verringern, wurden zudem die Stufenränder scharriert. Die Kanten der Stufen dürften auch mit der neuen Beleuchtung besser erkennbar sein. Verschiedene Fragen zu den bisherigen Lichtverhältnissen führten in der Baukommission zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema im Hinblick auf ein nachhaltiges Beleuchtungskonzept. Dabei war die Beratung durch den profunden Kenner der Materie, Charles Keller, St.Gallen, von hohem Nutzen. Nach der Evaluation verschiedenster Lösungen wurde an den vor 50 Jahren konzipierten Leuchtern festgehalten und eine diskret bei den Lisenen platzierte zusätzliche neue Beleuchtung für die liturgischen Orte eingerichtet. Die teilweise umgenutzten Beichtstühle, sorgfältige Schreinerarbeiten des mittleren 20. Jahrhunderts, konnten wieder in Stand gestellt werden. Ein neuer Korpus hinter der letzten Bankreihe nimmt nun Gesangslieder, Kinderbücher und Sitzkissen auf. Eine grosse und äusserst anspruchsvolle Arbeit war die Revision der Orgel auf der Empore durch die Fachleute der Firma Kuhn. Erst bei der Demontage und Zwischenlagerung der einzelnen Pfeifen wurde sich dabei der Laie der tatsächlichen Grösse und Komplexität des Instruments bewusst. Mit einigen Anpassungen im Bereich der Sakristei und des darüberliegenden Raums wurde die Gelegenheit genutzt, den im Kirchengebäude aufbewahrten sakralen Gegenständen eine den Materialien angemessene staubarme Umgebung in passenden Schränken zu schaffen.

Gratulation zum schönen Resultat

Das Engagement jedes einzelnen und die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Akteuren machten die Baukommissionssitzungen zu besonders anregenden inhaltlichen Auseinandersetzungen mit dem Bauwerk und den Bedürfnissen der Nutzer. Dank der kompetenten Planung und Bauleitung durch den im Umgang mit historischen Bauten erfahrenen Arboner Architekten Kurt Sonderegger verliefen alle Arbeiten völlig reibungslos und führten zu besten Resultaten. Die zuständige Denkmalpflegerin freut sich deshalb besonders, dass sie bei dieser erfolgreichen Restaurierung ihren Beitrag leisten durfte. Der Kirchgemeinde gebührt ein grosser Dank für das entgegengebrachte Vertrauen im Umgang mit einer wertvollen und ungewöhnlich geschichtsträchtigen Begegnungsstätte im Zentrum von Arbon.

Bettina Hedinger, Denkmalpfelgerin, Thurgau – Quelle: Kirche St. Martin Arbon – Innenrenovation 2014

Wundertätiges Kreuz von Arbon

Eine grosse Besonderheit ist das wundertätige Kreuz von Arbon. Der schmächtige Christuskorpus gehört zu den ältesten plastischen Zeugnissen des Kantons Thurgau. Vermutlich stammt der aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts. Das Kreuz aus Schmiedeeisen mit Reliquien wird erst im 18. Jahrhundert entstanden sein. 

Fenster im Chor

Besonders eindrucksvoll präsentieren sich die Buntglasfenster im Chor der Kirche. Entstanden sind sie 1952 durch Andreas Kübele nach einem Entwurf von August Wanner.

In der Mitte über dem Hochaltar findet sich der Kirchenpatron St. Martin. Ihn umgeben zwölf Szenen aus seiner Lebensgeschichte. Bekannt sind u.a. diejenige, in der er noch als römischer Hauptmann einem Bettler am Strassenrand den Mantel teilt. 

Das Fenster links davon ziert der Hl. Columban, den iroschottischen Mönch, welcher grossen Einfluss auf die Christianisierung im Bodenseeraum und darüber hinaus trägt. 

Das rechte Fenster zeigt den Hl. Gallus, der gemeinsam mit Columban nach Arbon gekommen war. Ihn verbindet eine enge Geschichte mit Arbon. Auf ihn geht die spätere Gründung des Klosters St. Gallen zurück. Er ist auch in Arbon gestorben. 

Glocken

Die fünf Glocken im Kirchturm wurden 1895 von der Glockengiesserei Rüetschi (Aarau) gegossen. Sie haben ein Gesamtgewicht von 7369 kg.

Das Geläutmotiv entspricht dem «Ideal- oder Parzifalmotiv» mit verdoppeltem Grundton:

Glocke 1:

Grösse: 172 cm
Gewicht: 3125 kg
Ton: b
Glockenbild: Wappen von Arbon
Inschrift: "Dem König der Ewigkeit sei Ehre" (1. Tim 1,17)

Glocke 2:

Grösse: 143 cm
Gewicht: 1874 kg.
Ton: des
Inschrift: "O Land, höre des Herrn Wort" (Jer 22,29)

Glocke 3:

Grösse: 127,5 cm
Gewicht: 1206 kg.
Ton: es
Inschrift: "Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben." (Offb 14, 13)

Glocke 4:

Grösse: 108 cm
Gewicht: 766 kg.
Ton: ges
Inschrift: "Lobet den Herrn alle seine Engel." (Ps 148, 2)

Glocke 5:

Grösse: 83 cm
Gewicht: 398 kg
Ton: b
Inschrift: "Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht." (Mt 19, 14)

Anlässlich der Turmerneuerung im Jahre 1895 wurde das ältere Glöckchen aus der Johanneskapelle in die Turmlaterne der St. Martins-Kirche übertragen. Diese wurde 1495 gegossen, ist 63 cm gross und trägt die Inschrift: "Ave gratia plena, Dominus tecum" (=Sei gegrüsst, Du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir).

Quelle: Johannes Huber - Kirchen und Kapellen in Arbon TG (2000)


Kleinod am See

Galluskapelle

Die schlichte Galluskapelle erinnert an den Heiligen Gallus, dessen Klause im Steinachtal als Keimzelle des Klosters und der späteren Fürstabtei St. Gallen gilt. An ihrer Stelle wurde bereits im 9. Jh. eine Kapelle ihm zu Ehren gebaut. Die heutige Kapelle geht auf das 12./13. Jh. zurück. 

In ihrer besonderen Atmosphäre finden heute kleinere Gottesdienste, das 12h-Gebet und Taufen statt. Auch kommen regelmässig Touristengruppen vorbei, um dieses ehrwürdige Gotteshaus zu besuchen. Vor allem auch deshalb, weil es so eng mit dem Hl. Gallus verbunden ist. 

  • Vorgängerbau
    8. – 10. Jh. n. Chr.
  • Heutiger Bau
    12./13. Jh. n. Chr.
  • Freskenreste
    12-14. Jh. n. Chr.
  • Altar
    18. Jh. n Chr. mit Gallusreliquiar
  • Renovierungen
    1949/50, 1972, 2005
  • Sitzplätze
    ca. 40
  • Renovationen
    1861-64, 1911, 1951-54, 1986, 1997 und 2014
  • Besonderheit
    Feldstein mit Fussabdruck des Hl. Gallus
  • Kirchenpatron
    Hl. Gallus
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 602, S. 33 – Deutsche Heiligenleben, resp. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 602, S. 83 – Deutsche Heiligenleben

Hl. Gallus

Um 612 n. Chr. landen die irischen Glaubensboten Kolumban von Luxeuil und Gallus mit ihren Gefährten in Arbon. Ursprünglich wollten sie über Tuggen über Arbon nach Bregenz reisen, um die dort wieder heidnische gewordene Bevölkerung zurück zum christlichen Glauben zu führen. In Arbon trafen die beiden Mönche auf eine christliche Gemeinde mit langer Tradition. Zu dieser Zeit war Willimarus der zuständige Priester. Nach zweijähriger Missionsarbeit in Vorarlberg zieht Kolumban mit seinen Gefährten südwärts weiter. 

Da Gallus aber erkrankt, bleibt er in Arbon zurück im Pfarrhaus, um sich dort zu erholen. Als er wieder gesund ist, zieht er in den Arbonerforst und errichtet sich dort eine Klause. Um diese Einsiedelei gruppieren sich mit der Zeit weitere Gleichgesinnte. An dieser Stelle wurde in späteren Jahren dann das Kloster St. Gallen gegründet. Gallus soll im Jahr 650 nach Arbon zurückgekehrt und hier auch gestorben sein. Begraben wurde er jedoch in St. Gallen. Für Arbon bleibt er jedoch einer der wichtigsten Heiligen.

Die um 835 aufgezeichnete Lebensgeschichte von Gallus schildert ihn als packenden, sprachbegabten Redner und Berater. Er soll eine stattliche Erscheinung gehabt haben. Wie es heisst, sei er ein leidenschaftlicher Fischer und Kenner der Tier- und Pflanzenwelt gewesen sein. Vielleicht zog es ihn daher immer wieder zurück an den See. Er wird weiter beschrieben als Mann mit Humor und irischem Eigensinn. 

Um sein Leben ranken sich viele Legenden. So ist von Krankenheilungen die Rede. Er soll auch in der Wildnis mit wilden Tieren zusammengelebt haben. Am Eingang der Galluskapelle findet sich ein Stein, der der Legende nach die Fussabdrücke des Hl. Gallus abbildet. Diese rühren, wie man erzählt, von einem Kampf mit dem Bösen/Teufel her. Andere Stellen berichten in diesem Zusammenhang von seinen feurigen Predigten.

aus: Hans Geisser – Quelle: Die Galluskapelle in Arbon (2000)

zur Vertiefung

pdfUnser Gallus – Vortrag von Hans Geisser (2012)

pdfFestschrift zum Gallusjahr (2012)

Ausstattung

Die Kapelle wurde im Lauf der Jahrhunderte in ihrem Innenraum immer wieder verändert. Der östliche Teil des Langhauses stammt aus dem 12./13. Jh. Allerdings wird bereits ein früheres Gebäude aus der karolingischen Zeit dort gestanden sein.
Die ursprünglich offene Vorhalle wurde später mit einbezogen, wodurch das Schiff deutlich länger wurde. Das heutige Mauerwerk stammt aus dem 18. Jh., der Dachreiter aus dem 19. Jh. Die Glocke wurde im Jahr 1670 gegossen. 

Im Zentrum des kleinen Chors findet sich ein barocker Altar, der aus dem ehemaligen Dominikaerinnenkloster St. Katharinental stammt. Links und rechts davon finden sich Figuren des Heiligen Gallus und Karl Borromäus, die früher in der Pfarrkirche beheimatet waren. Auch der Tabernakel stand früher dort. Die vier Gemälde mit den Evangelisten stammen ursprünglich aus der Schlosskapelle Luxburg (Egnach). 

An den Seitenwänden finden sich Kreuzwegstationen, die aus dem 18. Jh. stammen. Teilweise nur erahnen lassen sich daneben Wandmalereien aus dem 14. Jh. Sie zeigen Passionsszenen (von links Christus am ¨élberg, Gefangennahme, Geisselung Christi). Weitere Fragmente lassen die Kreuzigung, die Grablegung, eine Bischofsgestalt sowie eine gekrönte Figur erkennen.


Architektonische Perle der 1960er Jahre

St. Otmar in Roggwil

Etwas versteckt am Rande von Roggwil liegt die Kirche St. Otmar. Erbaut wurde sie im Jahr 1963. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie ohne grossen Prunk und Schnörkel auskommt, besticht sie in ihren einfachen Linien als schlichter Betonbau. Auch das Innere der Kirche ist bewusst sehr reduziert gehalten. Gerade dadurch entsteht eine schon fast gemütliche Atmosphäre, die den dort gefeierten Gottesdiensten eine ganz besondere Note und auch Intimität verleiht.

  • Baujahr
    1963
  • Renovation
    2017/18
  • Sitzplätze
    ca. 100
  • Glocken
    2
  • Besonderheit
    Orgel im Altarraum
  • Kirchenpatron
    Hl. Otmar

Der Hl. Otmar

Zweiter Gründer St. Gallens

Der in der Domschule von Chur erzogene Otmar wurde nach seiner Priesterweihe 719 zum Vorsteher einer Einsiedlerzelle, die der Hl.Gallus imJahr 612 erbaute. Otmar organisierte die kleine Siedlung grundlegend neu und veranlasste die Mönche gemeinsam in einem Kloster nach den Regeln des heiligen Benedikts zu leben. 719 wurde Otmar erster Abt dieses Klosters und wirkte 40 Jahre dort bis zu seiner Verhaftung. Er gilt daher er als zweiter Gründer St.Gallens.

Der Ruf von der Klugheit des Abtes und der Frömmigkeit der Mönche zog viele junge Menschen an und das Kloster St.Gallen erlebte seine erste Blütezeit. Ausserdem baute Otmar das erste Haus für Aussätzige in der Schweiz und nahm Kranke, Blinde und Arme in einem weiteren Bau auf, wo er sie auch nachts selbst betreute. Ihm war die direkte menschliche Begegnung mit den Armen ebenso ein Anliegen wie auch die persönliche Pflege von Kranken und Aussätzigen. Das Missfallen bei den fränkischen Grafen Warin und Ruthard verursachte durch Otmars Wirken Spannungen mit dem Bischof in Konstanz und führte schliesslich imJahr 759 zur seiner Gefangennahme. ImGefängnis setzte Otmar das Leben des Gebetes, der Busse und der verzeihenden Liebe fort, das er im Kloster geübt hatte. Er starb in der Gefangenschaft am16.November 759 im Alter von 68 Jahren.

Verehrung

Otmars Verehrung verbreitete sich schnell. Die Heiligsprechung erfolgte bereits im Jahr 864. In künstlerischen Darstellungen wird Otmar als benediktinischer Abt mit Stab und einem Weinfässchen abgebildet. DasWeinfässchen, das häufig zu seinen Füssen liegt, ist legendär begründet und erinnert zum einen an die Erzählung, dass während seiner Amtszeit der Messwein im Kloster St.Gallen nie ausging. Zum anderen ist es eine Anspielung auf die Übertragung seiner heiligen Gebeine von der Insel Werd nach St.Gallen. Diese berichtet, dass bei der Überführung seines Leichnams zehn Jahre nach seinemTod, bei der ein Sturm dem Boot nichts hätte anhaben können, trotz mehrfacher Rast das Fässchen mit Wein stets auf «wunderbare » Weise nicht leer wurde. Nach einer weiteren Legende wurde Otmars Fässchen nicht leer, egal wie viel er mit den Armen teilte oder selbst daraus trank. Der Hl.Otmar ist Patron des Bistums St.Gallen, der Schutzpatron für Arme und Kranke, für Kinder und Schwangere, für unschuldig Verfolgte und Verleumdete und für das Vieh. Viele Kirchen und Pfarreien, nicht nur in der Schweiz, tragen seinen Namen, so auch unsere Kirche in Roggwil.

Henryk Walczak – Quelle: Kirche St. Otmar 2018

Glocken

Für eine Filialkirche wie in Roggwil haben sich Seelsorger und Behörden auf 2 Glocken beschränkt. Gegossen wurden die beiden Glocken am 31. August 1963 in der Glockengiesserei Emil Eschmann in Eschlikon; geweiht wurden sie am 19. Oktober 1963 durch den bischöflichen Kommissar J. Haag, Frauenfeld.

Die grosse Glocke ist der heiligen Dreifaltigkeit gewidmet mit derWeiheinschrift: «Ut omnes unum sint sicut tu, Pater, in me et ego in te, ut ipsi in nobis sint», gemäss der Bibelstelle Johannes 17,23: «Dass alle eins seien, wie du, Vater, in mir bist und ich in Dir, damit auch sie in uns eins seien».

Die kleinere Glocke ist dem heiligen Otmar geweiht; sie trägt die Inschrift: «Sancte Deo dilecte confessor Christi Otmare nos ovile tuum peculiare et omnem plebem fidelium Domino semper commenda», in der Übersetzung: «Heiliger Otmar, Liebling Gottes und Bekenner Christi, empfiehl uns, deine dir anvertraute Herde und das ganze gläubige Volk für immer dem Herrn».

Matthias Rupper – Quelle: Kirche St. Otmar 2018