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Aufarbeitung 
Missbrauch

Untersuchung und Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche Schweiz.

Babyfüsse

Ein wichtiger Schritt

Seit Jahren beschäftigen Fälle von sexuellem Missbrauch die katholische Kirche - nicht nur weltweit, sondern auch in der Schweiz und im Bistum Basel. 

Jeder einzelne Fall ist eine Schande für uns als Kirche und als Glaubensgemeinschaft. Vor allem das grosse Leid und die Verletzung, welche den Betroffenen und ihrem Umkreis vor allem durch männliche Vertreter der kath. Kirche zu hinzugefügt worden sind, schmerzen uns und machen uns sprachlos. Dass zudem solche Taten teils verschwiegen und den Betroffenen keine Gerechtigkeit widerfahren ist, macht die Gesamtsituation noch unterträglicher. 

Deshalb ist es ein wichtiger Schritt, dass die röm.-kath. Kirche in der Schweiz (SBK, RKZ und KOVOS) eine unabhängige Studie in Auftrag gegeben, welche den Missbrauch aufarbeitet und die begünstigenden Strukturen offen legt. 

Auf dieser Seite finden Sie verschiedene Informationen in diesem Zusammenhang, sowie auch Massnahmen und Schritte, wie wir als Pfarrei, Landeskirche aber auch als Bistum in Zukunft solche Missbrauchsfälle verhindern wollen. 

Informationen zum Pilotprojekt

Studie zu sexuellem Missbrauch in der röm.-kath. Kirche Schweiz

Den sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche aufarbeiten
Die drei nationalen kirchlichen Institutionen der Schweiz – SBK, RKZ und KOVOS – haben 2021 gemeinsam entschieden, ein unabhängiges wissenschaftliches Pilotprojekt zur Geschichte des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Erwachsenen durch katholische Kleriker, kirchliche Angestellte und Ordensangehörige in der Schweiz seit den 1950er Jahren durchzuführen.
Dazu haben sie der Universität Zürich einen Forschungsauftrag erteilt. Im Zentrum stehen dabei die Strukturen, die sexuellen Missbrauch ermöglichten und die verhinderten, dass dieser aufgedeckt und geahndet wurde.
Am 12. September 2023 wird der Schlussbericht des einjährigen Pilotprojekts veröffentlicht. Er wird erste grundlegende Fragen klären: Welche Missbrauchs-relevanten Akten sind in den kirchlichen Archiven vorhanden? Wie wurde und wird mit diesen Akten umgegangen? Was ist ihnen zu entnehmen? Welche anderen Quellen gibt es?
Ende Juni 2023 haben SBK, RKZ und KOVOS zudem entschieden, die unabhängige historische Erforschung in einem dreijährigen Folgeprojekt 2024–2026 zu vertiefen. Damit will die Kirche ihre Verantwortung gegenüber den Betroffenen und der Gesellschaft wahrnehmen und ihre eigene Vergangenheit aufarbeiten. Zentrales Anliegen ist, den Missbrauch in den eigenen Reihen und dessen Ursachen noch entschiedener zu bekämpfen und weitere Opfer zu verhindern.

Mehr zum Projekt:  https://www.kath-tg.ch/de/landeskirche/aufarbeitung-missbrauch

Stellungnahme des Kirchenrats Kantons Thurgau

Weinfelden, 12.9.23 (Red.). Am 12. September 2023 hat das Forschungsteam der Universität Zürich den Schlussbericht des Pilotprojekts zu sexuellem Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz veröffentlicht. Der Kirchenrat der katholischen Landeskirche Thurgau hat dazu eine Stellungnahme verfasst. Zudem äussert sich Kirchenratspräsident Cyrill Bischof in einer persönlichen Videobotschaft zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche Schweiz.

Stellungnahme des Kirchenrats


Die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK), die Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ) und die Konferenz der Vereinigungen der katholischen Orden und weitere Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz (KOVOS) haben vor rund einem Jahr gemeinsam ein Pilotprojekt zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche Schweiz ab dem Jahr 1950 bei der Universität Zürich in Auftrag gegeben.

Am 12. September 2023 hat das Forschungsteam der Universität Zürich den Schlussbericht des Pilotprojekts zu sexuellem Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz veröffentlicht. Das Forschungsteam hat in den kirchlichen Archiven und in Gesprächen mit Betroffenen Unterlagen und Aussagen ans Licht gebracht, die auf das Ausmass der Taten und das Leid der Betroffenen schliessen lassen. Zugleich weisen sie auf menschliche Fehlleistungen, grobfahrlässiges bis verantwortungsloses Handeln und das systemische Scheitern der kirchlichen Institutionen hin. Bereits im Frühjahr 2023 haben die Auftraggeberinnen das Folgeprojekt für die Jahre 2024 bis 2026 genehmigt, welches weitere und insbesondere vertiefte Informationen liefern soll. Das Thema wird sowohl die Katholische Kirche in der Schweiz als auch die Landeskirche Thurgau über die kommenden Jahre hinweg beschäftigen.

Der Kirchenrat der Katholischen Landeskirche Thurgau unterstützt die historische Aufarbeitung bedingungslos und begrüsst, dass die Verantwortungsträgerinnen der Kirche Schweiz – SBK, RKZ und KOVOS – gemeinsam auftreten und miteinander Konsequenzen ziehen und Massnahmen ergreifen. Im Rahmen des weltweit einzigartigen Systems der dualen Kirchenstruktur, ist die Landeskirche in engem Kontakt mit den Verantwortlichen des Bistums Basel und stimmen die zu ergreifenden Massnahmen miteinander ab, mit dem Ziel, dem sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche noch entschiedener entgegen zu wirken.

Es ist beschämend, dass sich die Kirche immer wieder mit Missbrauchsfällen auseinandersetzen muss. Vielen Menschen wurde grosses Leid angetan. Die Institution Kirche hat gravierende Fehler gemacht und hat hier doppelt versagt: Erstens, dass es zu Missbrauchsfällen gekommen ist, und zweitens, dass diese vertuscht wurden.

Die Aufklärung von Missbrauchsfällen ist ein anspruchsvolles Thema, es ist jedoch an der Zeit, dass die Kirche Schweiz sich der Wahrheit stellt und ihre Verantwortung wahrnimmt. Dies ist sie den Opfern, den Angehörigen von Opfern aber auch allen Gläubigen schuldig. Die Landeskirche Thurgau wird sich dafür einsetzen, dass den Opfern Gerechtigkeit zukommt und Unterstützung geboten wird und die Täter oder Täterinnen zur Rechenschaft gezogen werden. Weiter gilt es die strukturellen Defizite und die grundlegenden systemischen Fehler auszumerzen.

In Zukunft müssen alle Verantwortungsträger und Verantwortungsträgerinnen der Katholischen Kirche Schweiz entschiedener ihre Verantwortung übernehmen und Konsequenzen ziehen. Die katholische Landeskirche Thurgau fordert und unterstützt dies aktiv und wird nicht müde werden, für die Forderung nach strukturellen Veränderungen einzustehen, dies zum Dienst einer glaubwürdigen Katholischen Kirche.

Trotz aller Wut und Enttäuschung plädieren die Verantwortlichen der Landeskirche Thurgau dafür, dass weder die Katholische Kirche generell, noch einzelne Personen unter Generalverdacht gestellt oder vorverurteilt werden.

Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.

Weinfelden, 12.09.2023
Der Kirchenrat der katholischen Landeskirche Thurgau

Mehr Infos auf: www.kath-tg.ch/missbrauch und www.missbrauch-kath-info.ch

 

Statement der Präventionsbeauftragten des Bistums Basel

Die Ergebnisse der Pilotstudie zur Geschichte des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche sind für die Präventionsarbeit gegen sexuelle Übergriffe sehr wertvoll.

Von Sieglinde Kliemen, Präventionsbeauftragte des Bistum Basel

Als Präventionsbeauftragte stelle ich mir die Fragen, welche Massnahmen wirken, wo benötigen wir Verbesserungen und was müssen wir noch zusätzlich tun? Sehr interessant an der Studie sind für mich die Analyse der Räume und des Vorgehens der Täter und Täterinnen beim Missbrauch, welche Mechanismen zur Vertuschung führten und welche institutionellen Bedingungen und gesellschaftlichen Verflechtungen diesen Missbrauch förderten. Die Zeitlinie zeigt eine Reduktion der Anzahl der Fälle ab dem Jahr 2000, welche in der Analyse mit der gesellschaftlichen Entwicklung im Umgang mit Sexualität, sexuellem Missbrauch und dem Kindeswohl in der Gesellschaft in Verbindung gebracht wird. Die Kulturentwicklung in der Gesellschaft wirkt in die Kirche hinein. Für die Prävention sind die Betrachtung der aktuellen Fälle und die Entwicklung, seit die ersten Massnahmen implementiert wurden, wichtig. Massnahmen müssen die heutigen Gegebenheiten berücksichtigen. Meiner Meinung nach wirkt auch die Aufarbeitung selber präventiv, denn sie bringt die Tatsachen auf den Tisch und fordert Hinschauen und Handeln.

Das Bistum Basel geht den Weg der Nulltoleranz. Alle Mitarbeitenden sind verpflichtet, jeden Fall oder Verdacht von sexuellem Missbrauch zu melden. Dafür wurde 2020 im Rahmen der Einführung des Schutzkonzeptes auch die bereits tätige juristische Person als unabhängige Koordinationsstelle eingesetzt, die die Fälle klärt und strafrechtlich zur Anzeige bringt. Alle Mitarbeitenden und auch Freiwillige müssen einen Unbedenklichkeitsnachweis erbringen. Sie sind verpflichtet Kurse zur Sensibilisierung im Umgang mit Nähe und Distanz und zu sexuellen Übergriffen zu besuchen. Das Bistum Basel führt diese seit 2016 durch und entwickelt die Inhalte stetig weiter. Der Umgang mit Macht, Asymmetrie und Abhängigkeit in der professionellen Beziehung wird in den Seminaren behandelt, auch in der Selbstreflexion. Auch die Gestaltung der Arbeitsräume für die seelsorgerische Aufgabe, sodass Opfer geschützt sind und Taten möglichst verhindert werden, ist ein wichtiger Inhalt.

Die Besprechbarkeit der Tabuthemen, sei es in der Aufarbeitung oder im aktuellen Umgang mit Macht und Machtmissbrauch, Sexualität und sexuellen Übergriffen, der persönliche und institutionelle Umgang mit Nähe und Distanz, ist einer der Schwerpunkte, den sich das Bistum Basel sowohl von der Führung aus gesetzt hat, aber auch von der Basis aus verlangt wird. Dies soll die Entwicklung einer neuen Kultur fördern, welche in ihrem Kern Prävention und Schutz beinhaltet. Es ist meines Erachtens der wichtigste Pfeiler in der Prävention nebst den unmittelbaren Massnahmen, die zum Schutze notwendig sind. Ich begrüsse die angekündigten und bereits beschlossene Massnahmen der Auftraggeber (SBK, RKZ und KOVOS) der Pilotstudie sehr. Alle fünf Punkte sind notwendige Schritte und werden Wirkung zeigen. Ich hoffe, dass dies Opfer ermutigt, sich zu melden. Die psychologische Abklärung in der Ausbildung und die Professionalisierung der Führung der Personaldossiers dienen eindeutig der Prävention.

Ich schätze es sehr, dass das Forschungsteam die Arbeit weiterführt. Verstehen und Aufarbeiten sind sehr wichtig für die Prävention. Alle Opfer und deren Umfeld haben mein tiefstes Mitgefühl für all ihre Not, durch die sie gegangen sind.

Intervention und Prävention

Folgende Links zu Massnahmen der Prävention und der Intervention im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen führen auf die offiziellen Bestimmungen und Massnahmen seitens des Bistums Basel, der Landeskirche und weiteren entsprechenden Informationsseiten.