Palmsonntag 2023
Wer in den Schlosshof zum Vorgottesdienst kam und anschliessend in der Martinskirche die Messfeier mitmachte, äusserte sich danach dankbar und erfreut über das religiöse Erlebnis.
In der Kirche waren die gebundenen Palmen und dekorativen Sträusschen an den Bänken eine Augenweide. Im Schlosshof überraschte Tobias Zierof erneut mit einer Predigt – auswendig – die ansprach und nachdenklich machte; erfreulich, wie sich in der Folge die Kirche füllte. Als Kantor begleitete Dieter Hubov das Volk in dieser Funktion auf der kurzen Strecke. Beim Nachgespräch wurde Diakon Matthias Rupper mit der Frage überrascht, wieso denn bereits am biblisch frohen Palmsonntag die Thematik «Tod am Kreuz» so heftig vorweggenommen wird. Die Antwort: «Das ist in der Liturgie der Kirche so festgelegt, daran müssen sich die Zelebranten halten.»
Römisch und byzantinisch
Ende Nachmittag folgte eine weitere Feier zu Palmsonntag, diesmal in byzantinischem Ritus, durch P. Chrysostomos. Diesem Anlass ging ebenfalls die Palmweihe voraus; die Gläubigen erhielten ein Sträusschen, das grün bleibt und daheim lange aufgehoben wird. Der byzantinische Ritus ist in Arbon inzwischen mit der Martinskirche gut verwoben, schon in der Fastenzeit bot sich Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Die Glaubensinhalte, der Kern der Sache, decken sich mit dem römischen Ritus, das zeigt schon das Glaubensbekenntnis, das fast identisch ist.
Unterschiede, die auffallen: Häufige Kreuzzeichen, intensiver Einsatz von Weihrauch, gesungene Liturgie und die Kommunion unter beiden Gestalten. Fast immer werden die sonoren Gesänge des Priesters durchbrochen vom häufigen Kyrie eleison einer lieblichen Frauenstimme (Sopran). Zum Ende der Eucharistiefeier gehen Zelebranten und Gläubige mit den Palmzweigen in kurzer Prozession ins Freie.
Spiegel der Kirchengeschichte
Die Galluskapelle scheint wie vorbestimmt für den byzantinischen Gottesdienst. Anfänglich mag dieser fremd anmuten. Doch er öffnet den weiten Horizont, macht die faszinierend lange Geschichte der Kirche bewusst. Einiges davon hat sich in der Hagia Sofia in Istanbul (im einst christlichen Konstantinopel) abgespielt, die leider kürzlich zu einem islamischen Museum umfunktioniert wurde.