«Vergessen …? Aber ICH doch nicht!»

Guido Dalle Vedove ist pensionierter Sportlehrer. Bei seiner Ausbildung lernte er auch den legendären Turntrainer Jack Günthard in Magglingen kennen und gehörte in dieser Zeit auch zum Nationalkader der Turner. In Ausbildung und Beruf wurde ihm bewusst, wieviel in unserem Leben durch unsere mentale Verfassung beeinflusst wird. So machte er dann in Deutschland eine Ausbildung zum Mentaltrainer und hat dann auch Sportathleten betreut, darunter den Skicrosser Marc Bischofberger, der eine olympische Silbermedaille gewann. Bei seinen Ausführungen nahm er die 60 SeniorInnen mit auf verschiedene Experimente. Wie können wir unsere «grauen Zellen» mobilisieren? Das Langzeitgedächtnis funktioniert bei älteren Menschen noch relativ gut, das Kurzzeitgedächtnis muss man trainieren.
12 Gegenstände sollten wir uns merken, was ziemlich anspruchsvoll war. Seine Methode dafür: Eselsbrücken bauen! Da Esel wasserscheu sind, baute man für sie eine Brücke über das Wasser – so ist dieser Ausdruck entstanden. Wenn nun diese
12 Gegenstände mit einem formal oder symbolisch ähnlichen Alltagsding verbunden werden, so bleiben sie besser in Erinnerung. Und es muss nicht gross überlegt werden – «Je blöder, desto bliibts», das war die Leitidee, die er uns mitgab. Ein anderer sinnvoller Schritt: lernen zu vergessen. Wir können nicht alles speichern; wenn wir beim Einkaufen 12 Artikel kaufen müssen, kann man über die Zahl zu einem Symbolbild gelangen, das dann die Verbindung zum Kaufgegenstand schafft – zum Beispiel: Die Zahl 2 lässt sich gut an einen Schwanenhals angleichen, und auf den Schwanenrücken lässt sich schön ein Zopf legen – 2 ist Zopf.
Oft werden auch mit unsinnigen Normen gute Entwicklungen verhindert; ein 5-jähriges Mädchen zeichnet ein Pferd – das Talent war sichtbar, sie wäre eine Künstlerin geworden, stattdessen musste sie als Magd auf einem Bauernhof arbeiten. Weiter kann der Neigung widerstanden werden, dass das Negative meistens überbetont wird: «Rasen nicht betreten» ist ein Verbot, «Bitte Gehwege benutzen» ist eine Einladung. Das Hirn kann uns auch irreleiten; unter verschiedenen Arten von Sternen erscheint auch ein Zwergelstern – gemeint ist ein anderes Wort: Zwerg-elstern, also Vögel. Auch beim Träumen gibt es eine erklärbare Entwicklung: Die Tiefschlaf-Phasen werden in der Nacht kürzer, die Traumlänge nimmt gegen Morgen zu, bis zu 20 Minuten! Und Träumen kann man lernen, ermuntert uns der Referent. Einige Ratschläge können wir gut nachvollziehen: Bei Unfällen ist die Ursache oft die fehlende Konzentration und demzufolge die ungenügende Reaktion. Ein «Power Nap» (kurzer Erholungsschlaf) ist darum durchaus sinnvoll. Kreuzworträtsel halten uns gedanklich schon in Bewegung, aber doch nur beschränkt – vieles ist Wiederholung und darum kein optimales Training. Namen sind im Alter ein Problem, auch da kann ein Bild helfen: Gabriela wird mit Gabel, Ruedi mit Rüebli verbunden. Guido Dalle Vedove gab den aufmerksamen Zuhörenden am Schluss seines sehr interessanten Vortrages eine gute Methode mit: Man muss das Hirn herausfordern – dazu gibt es jeden Tag genug Gelegenheiten!