Rückblick auf die Fastenpredigten - Gerechtigkeit kann sein
Noah hat die Arche gebaut und sich mit den Tieren über die Sintflut gerettet. Josef hat in einer schwierigen menschlichen Situation zu Maria gehalten und ihr so ermöglicht, dass sie Jesus, den Gottessohn, in die Welt bringen konnte. Beide waren gerecht, sie haben das Gerechte getan. Keine grossen Personen der Weltgeschichte, und doch reden wir noch heute von ihnen. Sie zeigen uns, dass jeder Mensch, dass wir alle etwas tun können. Meinen persönlichen Lebensstil bestimme ich selber: Wieviel Energie ich verbrauche, wieviel Fleisch ich konsumiere, wie oft ich das Auto benutze – kleine Dinge, die in der Summe sich doch auswirken und die wir auch verändern können.
Gerechtigkeit in der Welt
Wenn Jesus nur im kleinen Kreis seine Botschaft vom Reich Gottes verkündet hätte, dann wäre er kaum am Kreuz gestorben. Sein Tod war öffentlich, auch ein politisches Ereignis. Mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter stellte Gaby Zimmermann die Frage: Wer ist mein Nächster? Das ist oft nicht leicht zu entscheiden, und doch gibt es eine einfache Antwort: Jeder Mensch, der in Not ist, ist mein Nächster. Das hat nur der Samariter richtig erkannt. Diese Probleme stellen sich heute noch: Menschen, die Not nicht sehen wollen, ob bewusst oder unbewusst. Es gibt so viele legale Mechanismen, Not zu verdrängen. Oft ist es auch die bequeme Verhaltensweise, dass man sich an Not gewöhnt und sie verharmlost. Das betrifft sowohl den einzelnen Menschen wie auch Gruppen und Gemeinschaften. Und dann können Menschen Not auch einfach nicht verstehen, nicht richtig wahrnehmen.
Schöpfung als Notleidende
Gaby Zimmermanns Engagement gilt vor allem auch der Schöpfung. An vielen Orten, in vielen Situationen schreit die Schöpfung um Hilfe. Es ging auch in der Kirche lange, bis die Bewahrung der Schöpfung als ein zentrales Anliegen der Verkündigung erkannt wurde. Wie Grosskonzerne auf den Philippinen die einfachen Landarbeiter um ihren Boden bringen, wie eine Kirche im Ruhrgebiet dem Kohleabbau weichen muss - diese und viele mehr sind Beispiele, wie der Schöpfung Unrecht angetan wird. Da braucht es eine gemeinschaftliche Umkehr, sie wird möglich, wenn Menschen zusammenstehen und sich gemeinsam für ein Ziel einsetzen. Denn alles ist mit allem verbunden, die Menschen sind eine Schicksalsgemeinschaft. Mit verschiedenen Aussagen aus der Enzyklika «Laudato si» von Papst Franziskus unterstrich Gaby Zimmermann immer wieder ihre Gedanken.
Was hilft uns, gerecht zu sein, gerecht zu werden?
Jesus sagt: «Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen.» Es gibt tote Dinge in unserem Leben, darum sollen wir uns nicht kümmern. Dafür muss in christlichen Gemeinden umso mehr die Diakonie gelebt werden: Die ersten Christen haben ihre Güter geteilt. Wenn in unserer Welt Dinge zerstört werden, dann macht das auch etwas mit unserer Seele. Auch die Technik und die Wissenschaft unserer modernen Gesellschaft brauchen eine Gerechtigkeit. Und dem Ohnmachtsgefühl gilt es entschieden zu begegnen: Es kommt schon auf den einzelnen Menschen an!
Persönlicher Lebensstil
Mit unserer Spiritualität hinterlassen wir einen persönlichen Fussabdruck. Im religiösen Sinn schenken uns die guten Texte der Bibel das Schöne und Positive des Glaubens. Die Eucharistie ist eine gerechte Feier: Alle bekommen gleich viel. Politisch meint Gerechtigkeit, die Umweltanliegen ernst nehmen, den Sonntag als Tag des Gotteslobes und der Ruhe zu bewahren und in Bewegungen wie dem «Grünen Güggel» konkrete Schritte in christlichen Gemeinden zu planen und umzusetzen. Mit eigenen Überzeugungen schloss Gaby Zimmermann ihre berührenden Gedanken ab: Es gibt vieles, was wir tun können. Und beim endzeitlichen Gericht soll man von uns sagen können: «Ihr habt die gute Richtung gewählt.» Und wir sollen auch eine Antwort auf die Frage finden: «Wer konnte sich freuen, dass es mich gegeben hat?»