«Points of no return» PEP to Go – Teil 2
Im August habe ich in meinem damaligen Editorial das erste Mal zum PastoralenEntwicklungsPlan to go geschrieben. Im heutigen, zweiten Teil geht es v.a. um die Points of no return. Zusammen mit dem Bischofsrat hat Bischof Felix vier Punkte formuliert, die für den nötigen Kulturwandel im Bistum entscheidend sind.
1. Es geht nicht weiter wie bisher:
Wenn wir ehrlich mit uns und mit unserer Kirche sind, spüren wir im Kern, wie wahr dieser Satz ist; auch wenn ihn wohl niemand von uns wahrhaben will. An so vielen Orten bemühen sich viele mit grossem Engagement, mit Freude, Hoffnung und immer wieder neuen Ideen, die Pfarrei zu beleben. Mit strukturellen Veränderungen, mit neuen Angeboten und manch anderen kreativen Ideen versuchen wir «die Kirche wieder voll zu kriegen» und an vergangene Zeiten wieder anzuknüpfen. An Zeiten, in denen ganz selbstverständlich an Pfarreianlässen alle da waren, die Hochfeste in grossem Stil gefeiert wurden und ganz selbstverständlich Gross und Klein ihren Beitrag in der Pfarrei geleistet haben. Kurzum: Viele sehnen sich nach dem, was wir als Volkskirche bezeichnen, die für viele Heimat ist. Nur – auch wenn es weh tut: Wir werden dorthin nicht mehr in dieser Form zurückkommen. Das zeigen nicht nur Erfahrungen vieler Pfarreien, die trotz grösstem Aufwand und qualitativ guter Arbeit in diesem Sinn keine Erfolge erzielen, sondern auch soziologische und statistische Untersuchungen. «Es geht nicht weiter wie bisher» fordert uns dazu auf, uns dieser Realität zu stellen und nicht weiter Energien in Ziele zu investieren, die wir so nicht mehr erreichen können. Es braucht den realistischen Blick auf das, was tatsächlich möglich ist, und das faktische Kleinerwerden, um zum einen nicht zu verzweifeln und zum anderen die Chancen zu entdecken, welche in diesen Veränderungen auch liegen. «Es geht nicht weiter wie bisher» ist damit der Aufruf, nicht wehmütig auf vergangene Zeiten zurückzublicken, sondern den Blick auf eine neue, verheissungsvolle, aber eben auch andere Zukunft von Kirche zu richten – und diese auch entspannter gestalten zu können.
2. Abschied nehmen von Kleinräumigkeit eröffnet Räume für Nähe:
Wo die Pfarreien über kurz oder lang aus verschiedenen Gründen Mitglieder verlieren und auch die Bereitschaft, hauptamtlich in der Kirche zu arbeiten, schwindet, hat das auf verschiedenen Ebenen Konsequenzen. Wo wir im Pastoralraum Oberthurgau aktuell noch mit 12 Seelsorgerinnen und Seelsorgern gut aufgestellt sind (wovon aktuell bereits 3 im Pensionsalter sind), werden von diesen nach aktuellem Stand in ca. sieben Jahren noch drei übrig sein. Zwar hoffen viele auf «junges Blut», aber die Tendenzen sehen nicht danach aus. Somit können in der Zukunft die Seelsorgenden nicht mehr immer und überall sein, so wie es im Moment durch die vielen Personen noch möglich ist. Doch nicht nur das Personal wird ja bekanntlich weniger, auch die Pfarreimitglieder. So wird auch das eine Aufgabe für die Zukunft sein, in diesen sich verändernden Situationen nach Möglichkeiten und Räumen Ausschau zu halten, in denen Kirche und Pfarrei als Gemeinschaft weiter lebendig ist. Dafür braucht es zunehmend die überregionale Zusammenarbeit und das Sichöffnen hin zu einer grösseren Gemeinschaft, die nicht an der eigenen Pfarreigrenze Halt macht. Gleichzeitig wird ein solches Selbstverständnis, das gemeinsam nach guten Wegen sucht und sich diesen Veränderungen stellt, auch das Fortbestehen von Pfarreileben vor Ort ermöglichen – wenn auch vermutlich anders als bisher.
