Wer die Schritte zu den byzantinisch-katholischen Gottesdiensten in der Galluskapelle wagte, war vorgewarnt:
Anderer Ritus, alte Formen, Zeit mitbringen. Als Warnung verstand ich das nicht: während meines Sprachjahres in Genf hatte ich mich mal in einem russisch-orthodoxen Gottesdienst dazugeschlichen, nur als dann der Ring des Popen geküsst werden sollte, gab ich mich als «fremder Fötzel» zu erkennen. In Florenz besuchte ich regelmässig «meine» Kirche, liess mich von der jüdischen Schlummermutter aber auch ein-, zweimal in die Synagoge mitnehmen. Ähnliche Erfahrungen fand ich sodann auf Reisen spannend. Aus beruflichen Gründen war ich ebenfalls oft in der evangelischen Kirche Arbon und fühlte mich nie fremd.
Aber jetzt weilte Pater Chrysostomos in Arbon, um uns zu zeigen, dass es irgendwann nach der Abspaltung der Orthodoxie und der Trennung in Ost- und Westrom eine Gruppe gab, die den Anschluss an die römisch katholische Kirche wieder suchte. Rom stimmte zu, aber die Byzantiner behielten ihren Ritus bei. Eigentlich erstaunlich, denke ich als Laie und wollte die sicher ältere Form des Gottesdienstes gerne wieder einmal miterleben. Vor Jahren hatte sich der Arboner Vikar Roger Schmidlin den byzantinisch-orthodoxen Ritus angeeignet und mit uns gefeiert.
Simone Zierof gab jeden Abend ein Faltblatt mit Notizen zur Gebetsandacht ab. Den dritten Flyer – Gott im Alltag – schmückte eine besonders schöne Ikone: Die Apostel tragen sinnbildlich die Kirche, als Kleinod in der Mitte Altar, Kelch und Evangelium. Aber wie wurden die Andachten und die Eucharistiefeier erlebt? Ich fühlte mich stark hineingenommen ins intensive Beten, in einen stark spürbaren Gottesglauben. Die byzantinische Kirche strahlt für mich Würde und Tiefe aus. Die andere Welt, an die wir glauben, schien so nahe.
Beitrag erstellt: 29. März 2023