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Seniorenausflug nach St. Urban

Seniorenausflug nach St. Urban
Bildquelle: Rosmarie Germann
Die Gruppe, die mit dem Käfercar und Fahrer Adrian Schmidlin in den Kanton Luzern eine Reise unternahm, erlebte einen nachhaltig perfekten Ausflug.

Jedenfalls fast, denn am Nachmittag ereignete sich nahe Luzern ein Schwerstunfall, dessen Staus und Sperren weitherum bis spätabends Geduld und nicht zuletzt fahrerisches Können verlangten.

Was aber erwartete die Gruppe aus dem Pfarreienverband Oberthurgau im kleinen Ort St. Urban? Eine nicht zu kurze Fahrt, die für ältere Semester rar gewordene Siesta im „Fressbalken“ Würenlos, einen Koch, der die hohe Mütze verdiente, eine glückliche Gemeinschaft? Halt von allem etwas, und am Ziel als perfekte Überraschung eine Klosterkirche, die mit unerwartet raren Schätzen ganz und gar nicht geizt. Zwei Gruppenführer gaben historische Fakten, ihr Wissen und Anekdotisches dazu.   

                           

Rokoko lässt grüssen

Ein Stararchitekt aus Vorarlberg habe damals die Stukkaturen im Zisterzienser-Kloster entwickelt, hiess es, als aller Augen den feinen Formen und Figürchen an Decke und Mauern folgten. Die Arbeit aus Gips blieb schön und feenhaft weiss - dabei geht die letzte Innenrenovation auf 1990 zurück. Wem gefiel was in diesem an Kunst so reichen Gotteshaus am besten? Die bedeutende Orgel, die goldgeschmückte Kanzel oder das Chorgitter? Auch, aber vor allem das von hochbegabten Künstlern einst in Eichenholz geschnitzte Chorgestühl. Man meint, die ganze biblische Geschichte zu entdecken und in solcher Feinheit. Das ist St. Urban.                                                                             

Beten als Erstberuf

„Ora et labora“ - wer diesem Leitspruch als Klosterfrau oder Mönch früher gefolgt ist oder in unserer Zeit nachlebt, hat grundsätzlich zwei Berufe, deutete Diakon Matthias Rupper an, sie beten und verdienen ehrlich selber, was sie zum Leben im Kloster brauchen. Den Beweis erbringen die Zisterzienser, ein kontemplativer Orden, die jeden Tag achtmal beten.

Diakon Matthias Rupper stand der Andacht in der wunderschönen Kirche vor, wo Religiöses und Philosophisches zusammenflossen. Stichwort: Als Glaubender zu leben ist herausfordernd, ist ein lebenslanger Prozess. Wer zum Glauben findet, findet auch zu sich selbst.

Der Ausflug bot Chancen zum spannenden Meinungsaustausch. Der Kirchenaustritt war auch ein Thema. „Mir ist ein Fall bekannt, bei dem der Austritt besonders schade ist“, sagte eine Teilnehmerin. Ein Berufskollege unterstützte sie. Jene, die Missbrauch als Begründung anführten, dächten nicht an die vielfache Mehrheit in den Kirchen, die untadelig und mit viel Können ihren Beruf ausübte. Wer indes Steuereinsparungen im Kopf habe, übersehe, was eine religiöse Zuordnung und Erfahrung nach wie vor bewirke. Der richtige Schritt zurück heisse: Wiedereintritt. Wir hätten einen Körper, aber ebenso eine Seele, die nicht ohne geistige Kost zurechtkomme.

Hedy Züger

Beitrag erstellt: 15. September 2025