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Das grosse Jammern – oder warum Dankbarkeit und Zufriedenheit uns weiterbringen

16. November 2023
Manchmal erwische ich mich beim Jammern.

Zum Beispiel, als unsere Israel-Reise von heute auf morgen abgesagt wurde. Die Vorfreude auf diese Reise war über die letzten Monate stetig gewachsen und ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Dann die schrecklichen Meldungen – kaum zu glauben, was da im «Heiligen Land» passiert sein soll. Als die ersten Fluggesellschaften ihre Flüge strichen, war klar – daraus wird nichts.

Es hat mich traurig gemacht, dass ich nicht wie geplant dorthin konnte. Als meine Freundin mir dann eine Nachricht schrieb: «So blöd, ich wollte doch im Frühling nach Tel Aviv zu einem Salsa-Kurs», musste ich schlucken: «Ja blöd! Aber, sind wir doch dankbar, dass wir hier in Frieden leben können.» Selbstverständlich sieht das meine Freundin auch so, aber es passiert dennoch oft, dass wir ins Jammern und Klagen
kommen, wenn etwas nicht so kommt, wie wir  es uns wünschen. Oder dass wir mit unserer Situation unzufrieden sind, weil scheinbar etwas fehlt.

Immer wieder fällt mir auf, wie hoch unsere Massstäbe sind, damit wir zufrieden sind. Seien unsere Ansprüche an den Urlaub oder die Wünsche der Kinder, was bald unter dem Weihnachtsbaum liegen sollte, damit es ein gutes Weihnachten wird.

Stellen wir uns immer wieder die Frage: Auf welchem Niveau leben wir – auf welchem Niveau jammern wir? Eigentlich sagt man ja: Beim Vergleichen kann man nur verlieren. Ich denke, diese Aussage trifft nur zur Hälfte zu. Wenn wir uns immer mit denen vergleichen, denen es scheinbar besser geht, die besser sind, die mehr haben, als wir selbst – dann verlieren wir vielleicht. Aber wenn wir uns das nächste Mal, wenn wir uns selbst beim Jammern erwischen, mit denen vergleichen würden, denen es schlechter geht als uns selbst, die krank sind, die ein Kind verloren haben, die im Krieg leben, dann kann das ein heilsamer Moment sein.

Wenn diese Erkenntnis dann noch Dankbarkeit, Gebet und Solidarität in uns bewegen würde, dann wäre es noch besser. Ich bin immer wieder dankbar, wenn ich Menschen begegnen darf, die auf die Frage «Wie geht es dir» antworten: «Ich bin dankbar und zufrieden». Das sind für mich Momente der menschlichen Reife und des Vorbilds, vor allem dann wenn die Person von aussen betrachtet, etwas zu Jammern hätte. Prüfen wir unsere Gedanken, wo sich Jammern und Murren einschleichen und versuchen wir ihnen Dankbarkeit entgegenzusetzen, und vergessen wir nicht diese
wunderbare Predigt Jesu: «Selig seid ihr…» – nachzulesen in diesem wunderbaren Buch der Bibel. 

Simone Zierof