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Maranatha – Komm, Herr!..

01. Dezember 2023
Kürzlich bin ich auf einen interessanten Bericht über einen jungen Mann gestossen, der Geld damit verdient, indem er nur herumsitzt, ohne etwas zu tun.

Es handelt sich um einen 39-jährigen Japaner mit Namen Shoji Morimoto, der das Nichtstun zum Beruf gemacht hat. Er verdient Geld zum Beispiel damit, jemandem im Restaurant Gesellschaft zu leisten oder jemanden mit einem Winken am Bahnhof zu verabschieden. Interessant ist, dass er in der Corona-Zeit mehr Engagements hatte.

Wir leben in einer Welt, die sich schnell bewegt, alles ist per Fingertipp erreichbar, durch einen Klick im Handy oder am Computer ist fast alles möglich. In einer solchen Welt ist es nicht einfach, auf etwas oder auf jemanden zu warten. Im liturgischen Kalender beginnt am Sonntag nach dem Christkönigsonntag der Advent und damit das neue Kirchenjahr. Gegen Ende des liturgischen Jahres und vor dem Christkönigsonntag weisen die Lesungen auf die Notwendigkeit von Wachsamkeit hin. Und der Advent ist eine Zeit des Ankommens, daher ist Warten gefragt.

Der Advent als Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest weist vor allem auf das Warten der ganzen Welt auf die Menschwerdung Gottes hin. Das historische Kommen des Sohnes Gottes führt uns nun im Advent zur subjektiven Vorbereitung und zum Warten im Hinblick auf die persönliche, gnadenhafte Erfahrung des Kommens des Erlösers in unser Leben. Er tritt in dem Masse in das Leben des Gläubigen ein, wie dieser ihn aufnimmt. Die vier Adventskerzen und der Adventskranz, die Besinnung und die Liturgie im gesamten Advent mit der Darstellung der verschiedenen Charaktere und Figuren der Heilsgeschichte – sie alle symbolisieren und bedeuten die Notwendigkeit der inneren Vorbereitung des Gläubigen auf die Ankunft des Erlösers. Einer, der kommt, ist der Retter, ist derjenige, der jeden und jede von uns befreit – von allen Arten von Knechtschaft und Sklaverei, von allen Arten von Konflikten und Kriegen, von aller Ungerechtigkeit. Er führt uns zu Freiheit und Erlösung.

Gerade jetzt, in einer Zeit der Konflikte und der Kriege, des Fanatismus und der Arroganz müssen wir den Retter und König umso mehr erwarten und willkommen heissen. Das Wort «Maranatha» («Komm, o Herr») ist dann das ständige Gebet des Gläubigen. In diesem Zusammenhang wird das Gebet von Kardinal Newmann umso wichtiger: «O Gott, die Zeit ist voller Bedrängnis, die Sache Christi liegt wie im Todeskampf. Und doch – nie schritt Christus mächtiger durch diese Erdenzeit, nie war sein Kommen deutlicher, nie seine Nähe spürbarer, nie sein Dienst köstlicher als jetzt.

Darum lasst uns in diesen Augenblicken des Ewigen, zwischen Sturm und Sturm, in der Erdenzeit zu Dir beten: O Gott, Du kannst das Dunkel erleuchten, Du kannst es allein!»
(Hl. John Henry Kardinal Newman)

Joseph Devasia