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Ferien - eine Zeit der Schatzsuche

26. Juli 2023
«Gott, unser Vater, mit grosser Freude und vielen Erwartungen brechen viele in die Ferien auf. Sie machen sich auf den Weg, um Bekanntes neu zu entdecken, Neues kennen zu lernen und Erholung und Ruhe zu finden. Lass uns in dieser Zeit die Schönheiten deiner Schöpfung neu sehen und schätzen».

So beten wir im Reisesegen. Ferien ist eine Zeit der Entdeckung oder der Schatzsuche. Im Matthäusevangelium lesen wir: «Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der im Acker verborgen liegt. Ein Mann entdeckte ihn, hielt ihn aber verborgen. Und voller Freude verkaufte er alles, was er besass, und kaufte den Acker.» Und dann vergleicht Jesus das Himmelreich mit der kostbaren Perle (Mt 13, 44-46).

Der Mensch ist ein suchendes Wesen. Das ganze Leben ist eine Suche. Er ist ein glücksuchendes, nach Bedeutung und nach Selbstverwirklichung strebendes Wesen. Philosophen erklären diese Suche mit unterschiedlichen Begriffen der existenziellen Suche; sie führen den Menschen zu einer Art Unruhe oder existenzieller Angst. Bis zu einem gewissen Grad sucht der Mensch dieses Glück ausserhalb seiner selbst in äusseren Dingen und weltlichen Freuden, was zu Verachtung und Enttäuschung führt. Mit der Zeit erkennt er, dass es nicht auf äussere Dinge ankommt, sondern auf sich selbst, die eigene Einstellung und den eigenen Umgang mit der Welt, mit anderen Menschen und mit Gott. Die äussere Schatzsuche wird zur Rückschau und Kontemplation. Nach dem dänischen Philosophen Soren Kierkegaard ist das ein Wachstum von der ästhetischen und ethischen Stufe zur Stufe der Religiosität und Innerlichkeit, die zu einer Bekehrung (Metanoia) einlädt – einer Bekehrung der Einstellung und der eigenen Person. Deshalb sagt Jesus Christus: «Was nützt es ihnen, wenn sie die ganze Welt gewinnen, aber ihr Leben verlieren?» (Mt 16,25-26). Durch diese Worte öffnet er den Horizont des Reiches Gottes in uns. Daher ist die Ferienzeit als eine Zeit der Schatzsuche in der Natur und der Wiederentdeckung des Neuen in der Natur eine Vorstufe oder ein Sprungbrett zur Neuheit in unserer Einstellung und eine Einladung, uns selbst neu zu sehen mit der unvermeidlichen Erkenntnis, dass wir selbst verwurzelt sind in dem Einen, der uns so wertvoll macht, dass er seinen einzigen Sohn hingab, um uns zu erlösen und zu retten. Das macht das Reich Gottes für uns so wertvoll.

In diesem Zusammenhang fällt mir eine Geschichte ein, die ich einmal gelesen habe: «Als einmal ein Händler in die Mitte meines Dorfes kam, hatte er viele Sachen zu verkaufen und wollte auch viele Sachen kaufen. Er öffnete seine Tasche mit vielen kostbaren Dingen und fing an sie zu verkaufen. Die Leute traten hervor und handelten und kauften eine Menge. Dann nahm der Händler aus seiner Tasche eine sehr seltene, kostbare und leuchtende Perle heraus und fing an, sie zu verkaufen. Er sagte: «Es ist das Kostbarste in meiner Sammlung. Jedermann, der es bekommen will, ist willkommen. Aber der Preis ist etwas Einmaliges. Wenn Sie es bekommen wollen, sollten Sie Ihr eigenes Leben und Ihr Herz als Preis geben.» Die Leute waren betäubt und niemand trat hervor. Ich wurde von einer inneren Inspiration bewegt, ich ging vorwärts und sagte: «Ja, ich will sie bekommen.» Ich kaufte die kostbare Perle, für die ich mein Leben und mein Herz als Preis gab. Zuerst glaubte ich, dass ich mein Leben als Lösegeld und Opfer gegeben hatte, um die Perle zu bekommen. Aber später, als ich älter wurde, merkte ich, dass es nicht ich war, der das Opfer gebracht hatte, sondern der Händler, der die kostbare Perle mir geopfert hatte, um mein Leben und mein Herz zu gewinnen. Ja, der Händler war Gott, der seinen Sohn und das Himmelreich als Perle den Menschen angeboten hatte. Erkennen auch wir, dass Gott uns diese Perle geschenkt hat in unserer Taufe und damit in unserer Berufung und Erlösung.

Joseph Devasia