Jugend ohne Gott? – Ein Zwischenruf

Abzulesen sei das meist schon daran, dass in unseren Kirchen und Pfarreien die Jugend lange nicht mehr so präsent ist, wie früher… Die Präsenz der MinistrantInnen, die SängerInnen des Kinder-/Jugendchors und das Engagement der Jubla wird dann schnell mal übersehen. Aber ganz falsch ist es trotzdem nicht. Glaube und Gott spielen nur noch selten im Leben von Jugendlichen eine Rolle… Oder? Ich glaube, wir machen es uns zu einfach. Deshalb möchte ich ein paar Erfahrungen der letzten Zeit teilen.
Da ist zum einen unser gemeinsamer Firmkurs mit Steinebrunn. Vor ein paar Jahren haben wir uns entschieden, hier die Themen «Glaube, Gott, Jesus, Heiliger Geist» nicht nur ganz ins Zentrum zu stellen, sondern das auch so zu kommunizieren. Neben unseren 3 Intensivtagen treffen sich die Jugendlichen dann vor allem 5-mal in Kleingruppen, in denen sie angeleitet von Impulsvideos über den Glauben ins Gespräch kommen. Entscheidend dabei ist, dass diese Kleingruppen selbständig von ehemaligen Firmlingen geleitet werden. Über 20 jugendliche FirmleiterInnen übernehmen damit also nicht nur eine wichtige Rolle im Firmkurs, sondern bezeugen mit und vor anderen Jugendlichen ihren Glauben. Und dies scheint «anzukommen». Denn pro Firmjahrgang konnten wir in den letzten Jahren etwa 3–5 neue FirmleiterInnen begrüssen. Auch, wenn wir sie in den Gottesdiensten oder an Pfarreianlässen nicht so häufig sehen: Sie sind da und bewirken auf diese Weise mit ihren Möglichkeiten und ihrer persönlichen Erfahrung Glaubensvermittlung.
Ein weiterer Eindruck. Wie jeder vom Firmteam führe auch ich Einzelgespräche mit einem Teil der FirmandInnen. Auf diesem ca. einstündigen Gespräch denken wir nach, was Glauben bedeutet, warum sie gefirmt werden wollen oder was eigentlich Beten ist. In letzter Zeit fällt mir auf, dass diese Gespräche intensiver und bewusster werden. So hat mir eine Firmandin erzählt, dass sie den Glauben für sich entdeckt hat. Ab diesem Moment hat sich einiges in ihrem Leben und an ihr verändert. «Du bist viel offener, freundlicher und glücklicher», haben Menschen aus ihrer Umgebung ihr rückgemeldet. Und als sie von ihren täglichen Gebetszeiten und der Bibellese erzählte, war ich positiv erstaunt.
Ein anderer Firmand zückte in diesem Gespräch als Antwort auf meine Frage, ob er Fragen zum Glauben mitgebracht hatte, ein Papier mit verschiedenen Bibelstellen. Bei Paulus hatte er gelesen, dass wir allein durch den Glauben gerettet seien. Im Jakobusbrief stehe aber, es brauche Werke. Ob sich das nicht widerspreche… Ich war baff…
Solche Erfahrungen und Begegnungen häufen sich. Es sind nicht ganze Scharen, aber immer mehr Jugendliche, die für sich offenbar die Bedeutung des Glaubens neu entdecken und die interessiert sind, sich untereinander zu vernetzen. Und scheinbar suchen sie eben nicht zuerst nach grossen Events, sondern nach ehrlicher Tiefe und Raum für ihre Fragen. Es lässt hoffen – und vor allem beten. Es tut sich was…
An uns Älteren ist es, all die Jugendlichen im Guten zu begleiten, ihnen den nötigen Freiraum zu geben; und offen zu sein, von ihnen auch für sich selbst Neues zu lernen. Nehmen wir die Jugend hinein in unsere Gebete; denn die Jugendlichen sind da, auch wenn wir sie nicht immer wahrnehmen.