Jüngst nahm ich an einer Tagung zum Thema Demokratie und Kirche in Österreich teil.
Es waren spannende Tage. In erster Linie ging es nicht darum, wie die Kirche demokratische Strukturen bekommt, sondern was die Kirche in unserer Gesellschaft beitragen kann, dass die Demokratie in unseren Ländern geschützt, bewahrt und gefördert werden kann. Themen, die uns wohl bekannt sind, kamen zur Sprache, wo es vor allem um den Einsatz des Einzelnen ging, als auch um ein Engagement der Kirche als Institution. Es waren hochaktuelle Ansätze, vor allem Grundhaltungen, die wir als Christen schützen, fördern und einbringen können. Dinge und Haltungen, die lange selbstverständlich waren. Eine grosse Rolle spielt die Kommunikation. Wie reden wir miteinander, als einzelne, in unseren Gremien und in der Öffentlichkeit? Die Referenten analysierten die öffentliche Rede, wie auch die Kommunikationsmethoden in den sozialen Medien. Wie bewusst Emotionen manipuliert werden, um bestimmte Reaktionen zu erzeugen. Oder wie die Beleidigung des Gegenübers bewusst eingesetzt wird, um vom sachlichen Thema oder den eigenen Fehlern abzulenken. Die Grundhaltung der Nächstenliebe, im Gegenüber jemanden zu sehen, der Würde hat und dessen Meinung ich versuche, zu verstehen und auch zu akzeptieren nimmt tragisch ab. Diese Haltung gilt es neu zu fördern und durch Bildung von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen zu fördern.
Von Politikern zu hören, welche wichtige Rolle die Kirche für die Gesellschaft spielt, war aufbauend. Denn das, was wir als Diakonie bezeichnen, die Sorge um die Schwachen, die Integration der Fremden, die Räume für Begegnung und Austausch usw. hat demokratiefördernde Kraft. Kirche soll auch weiterhin laut und deutlich ihre Stimme gegen Ungerechtigkeiten erheben und sich einsetzten für Schöpfung und soziale Gerechtigkeit. Dabei geht es nicht nur um die Kirchenleitung, sondern um jedes Mitglied der Kirche. Spannend fand ich auch, welch wichtigen Stellenwert den Raum der Stille, den Kirchen und Kapellen, eingeräumt wird. Mag man sie Orte der Entschleunigung nennen, oder Orte des Gebets.
Der eigene Glaube an Christus ist und bleibt die Motivation. Der Aufruf Jesu, zu den Werken der Barmherzigkeit, soll uns nicht müde werden lassen, uns in unserem Kontext und unseren Möglichkeiten einzusetzen. «Sendung heisst bei Jesus nicht zuschauen», drückte es eine junge Theologin aus. Es geht um uns! In vielen Ländern werden politische Parolen laut, die schwer vereinbar mit christlichen Werten sind: Menschen kommen an die Macht, deren Worte und Verhalten andere beleidigt und bedroht. Das macht Angst! Als Christen sind wir nicht wenige, noch sind wir knapp die Hälfte dieser Gesellschaft. Informieren wir uns, bilden wir uns differenziert eine Meinung, suchen und bleiben wir im Gespräch mit Andersdenkenden und setzen wir uns ein für das, was Gott uns ans Herz gelegt hat!