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PEP to go…

12. September 2025
Schon mal gehört? Nein, das ist kein neues Szenegetränk, sondern ein für die Zukunft in unserem Bistum wichtiges Arbeitsinstrument.

PEP steht für «Pastoraler Entwicklungs-Plan», der im Bistum Basel schon lange Tradition hat. Neu ist das to go, denn es geht tatsächlich um Hilfestellungen für ein Unterwegssein, oder noch konkreter: für einen Neu- oder Wiederaufbruch. Der PEP to go hat das Ziel, «weiterhin und vermehrt ins Gespräch über den Kulturwandel in der Kirche und über nötige Veränderungsprozesse zu kommen», heisst es im Dokument (S. 3).

Warum ist das nötig?
Weil wir, laut Bischof Felix, immer stärker «Erfahrungen von Erosion» im Blick auf unser gewohntes Kirche-Sein machen. Die meisten von uns sind aufgewachsen und beheimatet in einer Form von Kirche/Pfarrei, die uns Heimat geboten hat (oder bietet), in der viele sich ehrenamtlich engagierten und das Feiern von Gottesdiensten und Pfarreifesten, die gemeinschaftliche Verbundenheit und auch das Katholischsein (nicht nur auf dem Papier) für viele selbstverständlich war; also das, was wir gemeinhin mit dem Begriff der «Volkskirche» verbinden. Bis heute ist all das wertvoll! Aber seit den 90er Jahren geschieht ein Wandel. Alles wird seitdem in unterschiedlicher Geschwindigkeit weniger: Es fehlt inzwischen nicht nur an Personal in Katechese und Seelsorge, auch die Anzahl an Engagierten, Teilnehmenden und Kirchbürger/innen nimmt ab. In der Gesellschaft bildet die Zugehörigkeit zu einer der grossen Kirchen nicht mehr die Mehrheit. Die Gründe dafür sind vielfältig. Besonders schwer wiegt der Vertrauensverlust aufgrund der Missbräuche in der Katholischen Kirche. Doch auch ganz grundsätzlich spielt der abnehmende Glaube an einen (christlichen) Gott in unserer Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Seit Jahren wird versucht, mit diesen zunehmenden Veränderungen umzugehen, sie zu gestalten und zu reagieren. Bei allen guten und teils auch erfolgreichen (was kirchlich immer schwierig zu messen ist) Entwicklungen der Vergangenheit, stellt sich aber die Frage: «Gelingt es uns, indem wir «etwas mehr und vielleicht etwas Neueres» vom letztlich doch Gleichen (tun…), als Christinnen und Christen, als katholische Kirche, mit der Botschaft Jesu, mit der Botschaft des Evangeliums für die Menschen und für diese Gesellschaft relevant zu sein und dazu beizutragen, dass die Menschen ein Leben in Fülle haben?» (S. 6) Für Bischof Felix und die Verantwortlichen braucht es offenbar etwas anderes. Es braucht einen ehrlichen Blick auf die Realität, der uns eine Krise der Kirche vor Augen führt, die nicht mehr einfach aufhören wird. «Es wird nie mehr werden wie früher, das Glas wird nicht wieder voll sein. Als Kirche stehen wir in einem extremen Umbruch.» (S. 7) Sich dies bewusst zu machen, ist nicht einfach, da es uns ganz persönlich betrifft. Ich glaube, jeder der noch in der Kirche ist, wünscht sich, dass es wieder wird wie früher (was auch immer wir mit früher dann meinen). Daher trifft uns diese Realität, wenn wir uns ihr stellen, ganz persönlich in unseren Überzeugungen, unseren Sehnsüchten und Gefühlen. «Es wird nie mehr werden wie früher.» Das kann weh tun.

Was also tun?
Es scheint zuerst wichtig, das halbvolle Glas als solches erst einmal zu akzeptieren. Und dann als zweites einen nötigen Kulturwandel zu gestalten. Bischof Felix benutzt den Begriff der Umkehr – in seinem vollen Sinn. Er schreibt: «Ich bin überzeugt, dass Umkehr etwas ausgesprochen Radikales ist, ein Umdenken, ein Perspektivenwechsel, ein Mich-Wegkehren nicht nur von Schuld, von Missständen, von Unzulänglichkeiten. Umkehr ist Aufbruch zu einem Neuanfang, Abschied (…) von dem, was wir schon immer für gut und richtig und unabänderlich gehalten haben. (…) Es braucht nicht einfach ein Noch-Besserwerden; es braucht einen umfassenden Wandel.» (S. 7) Wenn wir umkehren, werden wir die Zuwendung Gottes in seiner Begleitung erfahren und mit seinem Heiligen Geist den Kulturwandel gestalten. Davon ist Bischof Felix überzeugt.

Ich wünsche mir, dass es uns als Pfarrei, aber auch als Pastoralraum gelingt, uns gemeinsam auf diesen Weg zu machen und diese Realität konstruktiv zu gestalten. Dies gelingt uns vor allem dort, wo wir innehalten
und nach dem tiefen Kern unserer Hoffnung und auch unseres Auftrags fragen und dabei nicht der Versuchung erliegen, vorschnell das nächste Konzept oder ein woanders gelungenes Projekt in die Tat umzusetzen. Es braucht erst das Innehalten. Die anglikanische Kirche hat den Begriff der «Mission Shaped Church» geprägt. Das bedeutet, dass die Kirche in ihrer Form sich immer letztlich danach richten und formen sollte, wie sie ihrem Auftrag (Mission) am besten entsprechen kann. Die aktuelle Krise ist daher für mich die Chance, wieder neu beim Auftrag Gottes an uns, die Jüngerinnen und Jünger Jesu, anzusetzen und von dort aus Altes und Neues zu entdecken, mit dem sich dieser Auftrag in der veränderten Zukunft voller Kraft und Relevanz leben lässt. Zwar nicht im Glauben, dass alles dann wieder wird wie früher, sondern in der Hoffnung, dass es genauso wird, wie die Menschen von heute es brauchen, damit sie die Liebe und Gegenwart Gottes im Hier und Heute erfahren und Teil davon werden können. Oder mit andren Worten: Vor uns liegt ein grosses Abenteuer! 

(In unregelmässigen Abständen werden weitere Teile des PEP to go hier in den Editorialen ihren Platz finden. Wer neugierig geworden ist, findet den ganzen PEP to go unter www.bistum-basel.ch/pep-to-go. Und wer mit uns darüber ins Gespräch kommen möchte, ist herzlich eingeladen, sich zu melden.)

Tobias Zierof